Digitales ABC: ein kleiner Wegweiser für Eltern

| Bettina Bichsel

Kinder und Jugendliche bewegen sich heute selbstverständlich in digitalen Räumen. Für Eltern ist es oft gar nicht so leicht, den Überblick zu behalten. Dieses kleine ABC bietet einen Einblick und Orientierung: Es erklärt zentrale Begriffe aus der Welt der Apps, Spiele und Onlinekultur – und zeigt, was im Alltag wichtig ist.

A – Avatar

Ein Avatar ist eine digitale Figur, die man in Spielen oder sozialen Netzwerken für sich erstellt. Kinder und Jugendliche gestalten ihren Avatar oft so, wie sie gerne sein möchten: cool, mutig oder besonders. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, wie viel «Echtes» in einer digitalen Darstellung stecken soll, wo Fantasie beginnt und was hinter ihren Wunschvorstellungen steht.

B – Brawl Stars

Das Kampfspiel im Comic-Stil ist bei Heranwachsenden beliebt. Die Spielwelten sind bunt, alles geht schnell und eine Runde dauert nicht lange. Darum ist es auch bei Jüngeren beliebt, obschon die Altersempfehlung der USK bei 12 Jahren liegt. Das Spiel enthält In-App-Käufe und Belohnungssysteme, die Druck erzeugen können. Testen Sie das Spiel selber, vereinbaren Sie mit Ihrem Kind Spielregeln und sprechen Sie über versteckte Kosten.

C – Challenges

Online-Challenges sind kleine Aufgaben, die viral gehen – vom lustigen Tanz bis zu gefährlichen Mutproben. Was lustig aussieht, kann schnell Grenzen überschreiten. Was ist harmlos? Was riskant? Was macht den Reiz aus? Lassen Sie sich die aktuell angesagten Clips von Ihrem Kind zeigen und nehmen Sie sie als Anlass für eine Reflexion.

D – Discord

Mehr als ein Gamer-Chat: Jugendliche tauschen sich hier in Servern zu allem Möglichen aus. Manche Server sind unmoderiert – dort können problematische Inhalte auftauchen. Wichtig: Zeigen Sie Interesse und lassen Sie sich die Plattform erklären. Gehen Sie gemeinsam die Sicherheitseinstellungen durch.

E – E-Sport

Professionelles Computerspielen – auch bei manchen Jugendlichen ein (Berufs-)Ziel. Dabei geht es nicht nur ums Spiel, sondern auch um Disziplin, Teams und Reichweite beim Online-Publikum. Wer E-Sport mag, sollte frühzeitig gesunde Spielgewohnheiten entwickeln.

F – Fortnite

Ein Dauerbrenner unter den beliebtesten Online-Spielen. Kombiniert Action mit sozialer Interaktion. Um zu überleben, wird gebaut, gesucht, sich versteckt. Die Community ist riesig, was spannend sein kann, aber auch Risiken birgt, weil nicht klar ist, wer sich hinter einem Profil verbirgt. Das Design spricht Kinder an, doch das Spiel enthält Gewalt und andere Inhalte, die nur für Erwachsene geeignet sind, wie beispielsweise Glücksspielmechanismen.

G – Grooming

Von Grooming spricht man, wenn Erwachsene online gezielt versuchen, Kinder emotional zu manipulieren – oft mit sexuellen Absichten. Die Kontaktaufnahme kann z.B. in Games, Chats oder sozialen Netzwerken erfolgen. Heranwachsende sollten wissen, dass nicht alle im Netz ihre wahre Identität zeigen.

H – Hashtags

Ein Hashtag (#) markiert und verbindet Themen oder Trends. Er vereinfacht die Suche nach bestimmten Inhalten, etwa bei TikTok oder Instagram. Doch hinter harmlosen Schlagwörtern verbergen sich manchmal problematische Inhalte, z.B. zu Selbstverletzung, Essstörungen oder radikalen Ansichten. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über solche Inhalte und zeigen Sie, wie man Hashtags hinterfragt oder meldet.

I – Insta-Stories

Kurzvideos oder Fotos auf Instagram, die nach 24 Stunden wieder verschwinden. Jugendliche nutzen sie oft spontan, um Stimmungen oder Momente zu teilen. Aber auch wenn sie nicht dauerhaft sichtbar sind, kann jemand einen Screenshot davon machen, ihn abspeichern und weiter verschicken. Darum lohnt sich ein Gespräch über Privatsphäre und darüber, was man mit wem teilen möchte.

J – Jump Scares

Jump Scares sind plötzliche Schockmomente (laute Geräusche oder gruselige Bilder) in Videos oder Spielen. Sie tauchen überraschend auf und können verstörend wirken. Seien Sie ansprechbar für Ihr Kind: Es soll wissen, dass es immer zu Ihnen kommen kann, wenn digitale Inhalte irritieren oder Angst machen.

K – Kids Mode

Ein spezieller Modus in Geräten oder Apps, der Inhalte filtert und kindgerecht gestaltet. Er hilft, jüngere Kinder vor ungeeigneten Inhalten zu schützen und gibt Eltern mehr Kontrolle. Dennoch ersetzen solche Jugendschutzeinstellungen nicht die elterliche Begleitung, die Auseinandersetzung mit Geräten, Apps und Games und das Gespräch mit den Kindern über Risiken.

L – Looten und Leveln

«Looten» bedeutet, in einem Spiel Belohnungen oder Gegenstände zu sammeln, «Leveln» steht für den Fortschritt im Spiel. Diese und andere Spielmechanismen erzeugen Anreize, um möglichst lange im Spiel zu bleiben oder um Geld auszugeben, damit man schneller vorankommt. Sprechen Sie mit Ihren Kindern über diese Tricks der Spielindustrie – und auch darüber, wie man mit Frustration umgeht.

M – Minecraft

Ein Spiel, das schon bei Kindern populär ist, auch weil das Design sie anspricht. Mit digitalen Bausteinen lassen sich Welten erschaffen, Abenteuer erleben und Rätsel lösen. Es fördert Kreativität, logisches Denken und gemeinsames Planen. Gleichzeitig gibt es Bereiche, in denen es primär darum geht, andere anzugreifen (Überlebens- oder Hardcoremodus). Besser für Jüngere sind der Kreativ- und Abenteuermodus.

N – Nudes

Erotische Selfies gehören für viele Jugendliche dazu, wenn sie verliebt sind, flirten oder ihre sexuelle Identität erkunden. Bei Nacktbildern (eben sogenannten «Nudes») ist Vorsicht geboten: Selbst wenn sie nur für eine spezielle Person bestimmt waren, können sie sich ungewollt im Netz verbreiten. Offene Gespräche über Sexualität und darüber, wie man sexy sein kann, auch ohne nackte Haut zu zeigen, helfen, Selbstbewusstsein und gesunde Grenzen zu entwickeln. Und wenn doch etwas passiert, sollten Eltern unterstützend und nicht mit Vorwürfen reagieren.

O – Outfit of the Day (OOTD)

Ein Trend auf Plattformen wie Instagram oder TikTok: Was hat man heute angezogen? Was kommt bei andern gut an? Es geht um Selbstdarstellung, Zugehörigkeit und den Wunsch nach Anerkennung. Als Eltern können Sie sich mit Ihren Kindern darüber austauschen, was Mode bedeutet, was es braucht, um sich gut zu fühlen – und wie wichtig Likes dabei wirklich sind.

P – Pranks

Pranks sind digitale Streiche und bei Kindern und Jugendlichen beliebt. Manche sind harmlos, andere können Menschen blossstellen oder verletzen. Eltern sollten erklären, wo die Grenze zwischen Spass und Grenzüberschreitung liegt. Humor darf sein, aber nicht auf Kosten anderer.

Q – Quiz-Funktionen

Bei vielen Apps und Webseiten sind kleine Spiele oder Rätsel eingebaut. Kinder und Jugendliche klicken oft aus Neugier darauf, sind sich aber nicht bewusst, dass die Betreiber damit vor allem eines wollen: Daten. Erklären Sie Ihrem Kind, dass sich hinter harmlos wirkenden Spielen Datensammler oder versteckte Werbung verbergen können.

R – Roblox

Eine Plattform mit Millionen Spielen, meist von Nutzenden selbst erstellt. Sie ermöglicht kreatives Gestalten, bringt aber auch unregulierte Inhalte und Chat-Funktionen mit sich. Viele Spiele beinhalten Käufe oder Rankings. Roblox hat eine USK-Freigabe von 16 und ist für Kinder nicht geeignet.

S – Streaks (Snapchat)

Snapchat-Streaks entstehen, wenn zwei Personen sich über mehrere Tage hinweg täglich Nachrichten senden. Das kann zu einer Art Wettbewerb werden, weil man die Serie nicht abbrechen lassen möchte. Heranwachsende sollten verstehen, dass es sich um einen Mechanismus handelt, weil die Betreiber von Snapchat davon profitieren, wenn ihre App von möglichst vielen und möglichst intensiv genutzt wird.

T – Twitch

Twitch ist eine Live-Streaming-Plattform: Man kann anderen dabei zusehen, wie sie gamen, Musik machen oder Basteln. Besonders beliebt sind sogenannte «Let’s Play-Videos» bei denen Gamerinnen und Gamer Spiele kommentieren und live übertragen. Kinder und Jugendliche schauen gerne zu, weil sie sich unterhalten und zugehörig fühlen. Es gibt auch ungefilterte Inhalte, Chats mit Fremden und versteckte Werbung. Am besten gemeinsam reinschauen und über Regeln und Lieblingskanäle sprechen.

U – Unboxing-Videos

Ein Video-Phänomen (z.B. auf YouTube), bei dem man Leuten dabei zuschauen kann, wie sie etwas auspacken. Gerade für Kinder hat das grossen Reiz, weil es oft um Spielzeug oder Süssigkeiten geht. Sie können noch nicht erkennen, dass es sich um eine Marketing-Strategie von Unternehmen handelt, damit ihre Produkte gekauft werden.

V – Viral gehen

«Viral» bedeutet: Ein Beitrag wird blitzschnell extrem oft geteilt. Viele Jugendliche träumen davon, berühmt zu werden, als Influencerin oder YouTube-Star. Eltern können helfen, realistische Erwartungen zu entwickeln und über die Seiten des Erfolgs zu sprechen, die oft verschwiegen werden: Denn bekannt zu sein bedeutet auch grossen Druck, Neid und Kritik.

W – Werbung

Gerade in den sozialen Medien ist Werbung sehr subtil, das heisst oft nicht auf den ersten Blick erkennbar – besonders bei Influencerinnen und Influencern. Heranwachsende glauben schnell, dass Empfehlungen echt sind. Ein Bewusstsein für Werbestrategien schützt vor Manipulation. Sprechen Sie darüber, wie sich Instagram- oder YouTube-Stars finanzieren und wie sich echte Empfehlungen von bezahlten unterscheiden.

X – XTok / X-Influencer

Das X steht hier für besonders extreme oder grenzüberschreitende Inhalte auf TikTok oder Instagram. Oft werden so sexistische, diskriminierende, gewaltverherrlichende Inhalte oder Verschwörungstheorien verbreitet. X-Influencer setzen auf Provokation und Schockeffekte. Für manche sind solche Inhalte reizvoll, weil sie Tabus brechen. Eine kritische Auseinandersetzung ist wichtig, um solche Phänomene einzuordnen.

Y – YOLO

YOLO ist eine mit Snapchat verbundene App, steht aber auch stellvertretend für Anwendungen (wie Tellonym), die es ermöglichen, andere heimlich etwas zu fragen oder unerkannt etwas zu beantworten, weil man seine Identität nicht preisgeben muss. Das kann spannend sein, birgt aber Risiken, z.B. ist es anonym einfacher, zu beleidigen. Eltern sollten erklären, warum Anonymität im Netz Verantwortung braucht – und was man tun kann, wenn verletzende Inhalte auftauchen.

Z – Zocken

Gaming ist ein fester Bestandteil der Freizeit vieler Kinder und Jugendlichen. Es bietet Spass, Gemeinschaft und Wettbewerb – kann aber auch zu Konflikten führen, etwa bei Spielzeiten oder Ausgaben. Wer als Eltern Interesse an der Spielwelt der Kinder zeigt und klare Absprachen trifft, kann die positiven Seiten fördern und Risiken gut begleiten.

Bettina Bichsel ist Journalistin und Texterin. Sie schreibt und bloggt unter anderem für Jugend und Medien.