Smarter Umgang mit Smart Toys

| Bettina Bichsel

Ich erinnere mich noch gut, wie ich als Kind mit meinen Plüschtieren gesprochen habe. Natürlich haben sie mir auch geantwortet – zumindest in meiner Fantasie… Und heute? Da gibt es Teddys, Puppen und Roboter, die tatsächlich mit mir interagieren und meine Fragen beantworten. Sogenannte Smart Toys, ausgestattet mit intelligenter Software, Sensoren, Mikrofon und Kamera, versprechen ein neues Spiel- und Lernvergnügen. Mit Blick auf den Datenschutz lohnt es sich allerdings, beim Kauf genau hinzusehen.

Bald sind Weihnachten und sicher sind Ihre Kinder schon fleissig daran, den Wunschzettel zu schreiben. Gut möglich, dass neben Lego, Playmobil oder einem Roller auch technische Spielzeuge drauf stehen. Da gibt es Rennautos, mit denen man nicht nur rumflitzen kann, sondern die einem dank Kamera und Konsole das Gefühl geben, selber am Steuer zu sitzen. In Harry-Potter-Manier lassen sich Zauberstäbe bauen, mit denen man dann Federn zum Fliegen bringt und andere magische Dinge erlebt. Und aus einem grossen Ei schlüpfen, bei richtiger Pflege, plötzlich zwei flauschige Wesen, die blinken, lustige Geräusche machen, singen, tanzen und langsam grösser werden, wenn man sich ausgiebig mit ihnen abgibt.

Die Spielzeugindustrie bringt immer wieder neue, noch verrücktere Entwicklungen auf den Markt. Und die Hersteller wissen genau, was Kinderherzen begehren.

Datenschutz steht für die Hersteller nicht an erster Stelle

Das Problem: In Sachen Datenschutz sind Smart Toys oft mangelhaft. Yvan Monneron, der als Experte Teil der Arbeitsgruppe «Datenschutz» bei Jugend und Medien ist, führt das auf Folgendes zurück: «Hersteller schauen primär auf die Funktion eines Gerätes oder eben Spielzeuges statt auf die Sicherheit. Die Software ist oft nicht auf dem aktuellsten Stand. So entstehen Sicherheitslücken, die ausgenutzt werden können.»

Monneron zieht den Vergleich zu anderen IOT-Geräten (IOT = Internet of Things). Während bei einem Computer regelmässig Software-Updates vorgenommen und Probleme in Bezug auf die Sicherheit möglichst rasch behoben würden, sei dies beispielsweise bei einem Kühlschrank, der mit dem Internet verbunden ist, nicht der Fall. Darum komme es immer wieder mal vor, dass solche Geräte gehackt würden. 

Dass Gleiches bei Smart Toys passieren kann, zeigt das Beispiel der Puppe «My Friend Cayla». Bereits 2017 wurde sie in Deutschland verboten, weil über die Bluetooth-Verbindung Dritte ungeschützt und unbemerkt auf Mikrofon und Kamera zugreifen konnten.

Welche Infos gelangen wohin?

Yvan Monneron sieht denn auch Spielzeuge mit eingebautem Mikrofon und Kamera als besonders heikel:

«Im Prinzip kann jederzeit jemand darauf zugreifen.»

Darüber hinaus ist bei Smart Toys oft nicht auf den ersten Blick ersichtlich, was mit den Daten geschieht, die man angeben muss. Ob sie nur auf dem Gerät gespeichert werden oder auf einer Cloud. Ob sie zum Hersteller oder gar an Werbefirmen geschickt werden. Hinzu kommt, dass manche Daten gesammelt werden, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Über die Einstellungen beispielsweise sind Informationen zu Sprache, Standort etc. ersichtlich. Und bei Kameraaufnahmen lassen sich unter Umständen aufgrund des Hintergrunds Rückschlüsse auf den Aufenthaltsort ziehen.

Tipps für den Umgang mit Smart Toys

Wir wollen Smart Toys nicht verteufeln, schon gar nicht pauschal. Manche Spielzeuge bieten nicht nur Spass, sondern auch neue Formen des Interagierens und Lernens, indem sie sich dem Entwicklungsstand und den individuellen Bedürfnissen eines Kindes anpassen. Andere fördern die Kreativität, wecken den Erfindungs- und Entdeckungsgeist. Der Deutsche Kindersoftwarepreis TOMMI prämiert jedes Jahr pädagogisch wertvolle digitale Spiele und Bildungsangebote, darunter auch Smart Toys in der Kategorie ‚Elektronisches Spielzeug‘.  Unter diesem Link erfahren Sie, welche Spielzeuge im Jahr 2021 ausgezeichnet wurden.

Und natürlich können Sie auch selbst einige Dinge beachten:

  • Am besten ist es, wenn gar keine Daten angegeben werden müssen oder die Daten zumindest nur lokal auf dem Gerät gespeichert werden.
  • Geben Sie nur die Daten an, die unbedingt erforderlich sind (z. B. kein Geburtsdatum). Für Ihr Kind verwenden Sie am besten nicht die wirklichen, sondern fiktive Angaben.
  • Braucht es eine Internetverbindung, richten Sie dafür am besten ein separates Netzwerk (z. B. Gästenetzwerk) ein. Das funktioniert über den Router. Anleitungen dazu finden Sie online. So können potenzielle Hacker nicht auf Ihr normales WLAN (und die damit verbundenen Geräte) zurückgreifen.
  • Ändern Sie direkt beim Einrichten Benutzername und Passwort. Wählen Sie einen Nickname, der keine Rückschlüsse auf Sie oder Ihr Kind zulässt, und ein sicheres Passwort.
  • Schalten Sie in den Einstellungen den Zugriff auf Mikrofon, Kamera, Bluetooth und GPS aus.
  • Testen Sie das Spielzeug selbst, bevor Sie Ihr Kind damit spielen lassen.
  • Spielen Sie – vor allem bei kleineren Kindern – am Anfang gemeinsam und beobachten Sie das Spielverhalten.
  • Wenn doch eine Kamera verwendet wird, sollten Sie darauf achten, dass der Hintergrund bzw. die Umgebung (Kinderzimmer etc.) nicht sichtbar ist. 
  • Stellen Sie Regeln auf, wann, wie lange und wo gespielt werden darf.
  • Thematisieren Sie die Risiken. Machen Sie Ihrem Kind klar, wie ein Smart Toy funktioniert, dass es sich um einen Computer handelt, auch wenn es aussieht wie ein Teddy.

Yvan Monneron hält ausserdem etablierte Hersteller für vertrauenswürdiger als No-Name-Produkte: «Grössere Hersteller haben eine andere technische Erfahrung und mit Blick auf ihr Image steht für sie sehr viel mehr auf dem Spiel.»

Sinnvoll ist es also – wie grundsätzlich im Bereich digitaler Medien – sich als Eltern zu informieren, die Spielzeuge selber auszuprobieren und gemeinsam mit dem Kind das neue Spielerlebnis bewusst zu gestalten. So können die smarten Toys zu lustigen Begleitern werden, die Fantasie anregen und auf unterhaltsame Weise beim Lernen unterstützen.  

Bettina Bichsel ist Journalistin und Texterin. Sie schreibt und bloggt unter anderem für Jugend und Medien.