Aufwachsen mit Medien
Im Alter zwischen 10 und 14 Jahren verändert sich vieles: Kinder denken selbstständiger, wollen mitreden und suchen ihren Platz in der Gruppe. Die Pubertät setzt ein, der Ablöseprozess von den Eltern beginnt. Freundschaften werden enger, der Austausch mit anderen – auch digital – wird wichtiger. Social Media und Games bieten die Möglichkeit, sich zu vergleichen und Rollen zu testen.
Viele Jugendliche beginnen, sich selbst online auszuprobieren – z. B. mit Fotos, Kommentaren oder Profilen. Gleichzeitig fehlt oft noch das Gespür für Risiken. Die Rolle der Eltern als Ansprechperson bleibt wichtig: Ihr Kind mag technisch mehr wissen, aber Sie bringen Lebenserfahrung mit. Das hilft mit Blick auf einen kritischen und verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien.
Allgemeine Informationen
Gut zu wissen
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Gut zu wissen
Je älter Kinder werden, desto mehr Sinn machen wöchentliche Bildschirmkontingente, das heisst konkrete Offline-Zeiten statt Bildschirm-Vereinbarungen.
Eine gute Balance zwischen Online- und Offline-Aktivitäten ist für die physische und psychische Entwicklung nach wie vor wichtig. Gerade Bewegung ist in jedem Alter bedeutsam – nicht zuletzt, weil der Alltag schon bei Heranwachsenden meist mit wenig körperlicher Aktivität verbunden ist.
Viele Jugendliche nutzen ihr Smartphone gerne zum Runterkommen – auch hier lohnt es sich, gemeinsam zu überlegen, welche Offline-Möglichkeiten den gleichen Entspannungsfaktor haben – ohne die Bildschirmnutzung zu verteufeln. Und: Langeweile muss nicht sofort mit Smartphone, Tablet oder Spielkonsole überbrückt werden.
Kinder und Jugendliche nutzen digitale Medien ganz selbstverständlich und ohne grosse Berührungsängste. Im technischen Umgang wirken sie darum rasch sicher.
Medienkompetenz beinhaltet aber vor allem einen kritischen und verantwortungsbewussten Umgang mit medialen Inhalten und technologischen Möglichkeiten. Hier bleibt die elterliche Begleitung wichtig. Beobachten Sie, bleiben Sie im Gespräch und gewähren Sie Ihrem Kind schrittweise mehr Freiheiten.
Sprechen Sie mit Jugendlichen ausserdem darüber, dass mehr Selbstständigkeit auch mehr Verantwortung bedeutet, etwa bezüglich Abo-Kosten, aber auch bei Sicherheitsaspekten, sensiblen Themen oder mit Blick auf angemessenes Verhalten in der digitalen Welt.
Zeigen Sie Interesse an den medialen Entdeckungen Ihrer Kinder: Fragen Sie aktiv nach, was sie gerade bewegt. Schlagen Sie vor, gemeinsam eine Serie zu schauen oder spielen Sie das Lieblingsgame zusammen und tauschen Sie sich darüber aus. Bestärken Sie Ihr Kind darin, eigene Werte zu definieren, Grenzen zu erkennen und diese auch online zu vertreten.
Je selbstständiger Kinder und Jugendliche digitale Medien nutzen, desto wichtiger ist es, dass sie wissen, wie sie ihre persönlichen Daten schützen können und verstehen, weshalb das notwendig ist.
Geräte, die aufs Internet zugreifen (Smartphone, Tablet, Computer, Spielkonsole, Smartwatch etc.) sollen ebenso wie Social Media- und andere Online-Konten mit einem starken Passwort gesichert sein.
Empfehlen Sie Ihrem Kind, wo möglich eine Zwei-Faktor-Authentifizierung zu nutzen.
Bei Profilen in sozialen Netzwerken oder Games ist es sinnvoll, nicht den echten Namen als Benutzernamen zu wählen.
Die Privatsphäre-Einstellungen sollten regelmässig überprüft werden. Bei vielen sozialen Netzwerken sind die Profile standardmässig auf «öffentlich» eingestellt. Zudem werden bei Aktualisierungen oft die Anpassungen, die man selbst vorgenommenen hat, wieder zurückgesetzt.
Links sollten nicht wahllos angeklickt werden: Denn in sozialen Netzwerken besteht eine besonders grosse Phishing-Gefahr. Betrüger versuchen so, an persönliche und sensible Daten zu gelangen.
Oft gilt: Einmal im Netz, immer im Netz. Daran sollte man zum Beispiel denken, wenn man Fotos oder Videos veröffentlicht. Inhalte wieder zu löschen, ist oft schwierig oder gar nicht möglich.
Jeder Mensch hat das Recht am eigenen Bild. Vor dem Posten oder Verschicken von Fotos und Videos sollte die Zustimmung der abgebildeten Personen eingeholt werden.
Eine der grössten Herausforderungen für Heranwachsende ist es, zu beurteilen, ob Meldungen wahr sind und Fotos oder Videos der Realität entsprechen. Helfen Sie den Kindern dabei, Strategien zu entwickeln, um Medieninhalte kritisch zu prüfen. Sprechen Sie darüber, dass nicht alles, was professionell aufbereitet und seriös erscheint, auch tatsächlich wahr ist.
Auch Marketingstrategien sollten Kinder als solche verstehen, z. B. Werbungen, die in Games oder Apps auftauchen, oder Produktplatzierungen auf den YouTube- und Social-Media-Kanälen ihrer Idole. Thematisieren Sie die wirtschaftlichen Interessen, die hinter solchen Werbedeals stecken.
Gerade bei Influencer-Accounts und überhaupt im Werbebusiness geht es zudem um vermittelte Werte, Rollenbilder und Schönheitsideale. Diskutieren Sie darüber mit den Kindern und machen Sie deutlich, dass die gezeigten Fotos und Videos meist bearbeitet sind. Makellose Haut, perfekte Körper und pralle Muskeln – Photoshop und andere Programme machen es leicht, Bild- und Videoaufnahmen zu retuschieren.
Als erwachsene Bezugsperson können Sie unter anderem als Beispiel vorangehen, wenn es um bildschirm- oder handyfreie Zeiten geht. Sorgen Sie dafür, dass sich das Handy beim gemeinsamen Abendessen, bei Wochenend-Unternehmungen oder während Gesprächen im Lautlos-Modus befindet. So sind Sie nicht abgelenkt und können Ihre volle Aufmerksamkeit auf das richten, was Sie gerade machen, und auf die Personen, die da sind.
Setzen Sie sich zudem mit den eigenen Mediengewohnheiten auseinander und nutzen Sie passende Gelegenheiten, mediale Inhalte kritisch zu hinterfragen, z. B. indem Sie gemeinsam die Lieblings-Castingshow oder TV-Serien unter die Lupe nehmen: Wie werden die Teilnehmenden und Hauptfiguren dargestellt? Welche Wirkung erzielt das?
Das Alter ist nicht allein entscheidend. Vielmehr geht es um den individuellen Stand der Entwicklung Ihres Kindes und die Medienkompetenz. Wägen Sie sorgfältig ab, ob das Kind die nötige Verantwortung übernehmen kann und ob es genügend weiss, um mit dem Smartphone sicher und bewusst umzugehen. Wichtige Themen, die es vorher zu besprechen und zu beachten gilt, sind unter anderem: Privatsphäre, Sicherheitseinstellungen, altersgerechte Inhalte, Risiken wie Cybermobbing, Kosten.
Folgende Checkliste, erarbeitet von Jugend und Medien gemeinsam mit Pro Juventute, beantwortet Fragen rund um das erste eigene Smartphone und gibt Empfehlungen.
Das erste eigene Smartphone: Nicht nur eine Frage des Alters oder der Schulstufe
Checkliste
Checkliste in einfacher Sprache
Smartphones und Tablets
Bei vielen Spielen (Apps oder auch Games auf Online-Plattformen) sind Download und Nutzung kostenlos. Doch während des Spiels werden die Spielenden dann zu In-Game-Käufen verleitet. So erhält man zum Beispiel erweiterte Spielversionen, Zusatzfunktionen oder virtuelle Gegenstände, die strategische Vorteile ermöglichen.
Auch Glücksspiel-Elemente sind Kostenfallen: Sogenannte Lootboxen sind virtuelle Schatztruhen oder Wundertüten, bei denen vor dem Kauf nicht klar ist, was man erhält. Ein Beispiel dafür sind die Spieler-Packs in EA Sports FC 24 (ehemals FIFA). Gelockt wird mit der Möglichkeit, das eigene Team durch Starspieler wie Ronaldo oder Messi zu ver-stärken. Die Gewinnchancen sind jedoch gering.
Zudem gibt es bei vielen Spielen (gerade bei Online-Varianten von Video-Games) Abosysteme, die wiederkehrende Kosten mit sich bringen.
Bei Smartphones oder Tablets kann man sich vor Kostenfallen schützen, indem man In-App-Käufe in den Einstellungen deaktiviert. Prüfen Sie bei Konsolenspielen, ob Sie in den Einstellungen der Games Käufe blockieren oder mit einem Passwort sichern können. Aus-serdem sollten möglichst keine Bankverbindungen mit Accounts oder Geräten verknüpft sein.
Vereinbaren Sie Regeln für Käufe in Spielen, die für das Alter Ihres Kindes angemessen sind.
Games
Auf keinen Fall online auf die Beleidigungen oder Belästigungen antworten. Helfen Sie Ihrem Kind, die Mobbenden zu sperren und die entsprechenden Accounts dem Sozialen
Netzwerk oder Chatforum zu melden. Da gewisse Seiten nach dem Blockieren Chatverläufe löschen oder ausblenden, sollten Sie Beweismaterial sichern, zum Beispiel durch Screenshots von Unterhaltungen und durch das Abspeichern von Bildern. Beleidigende Bilder und Videos sollten dann selbst oder von den Plattformbetreibenden gelöscht werden.
Zusammen mit Lehrpersonen, der Schulleitung, dem schulpsychologischen Dienst oder der Schulsozialarbeit können Sie abwägen, ob Sie bei der Polizei Anzeige erstatten sollten.
Bei Anlaufstellen wie der Opferhilfe können Sie sich beraten lassen. Denn die Folgen von Cybermobbing können gravierend sein: Betroffene verlieren ihr Selbstvertrauen und können an Angstzuständen oder Depressionen leiden.
Cybermobbing
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Weiterführende Links
Kinder und Jugendliche nutzen Soziale Netzwerke oder Games vor allem dazu, sich mit Gleichaltrigen auszutauschen, mit denen sie auch offline Kontakt haben. So können sie unabhängig von Entfernungen miteinander kommunizieren und in virtuellen Welten gemeinsam kreativ sein.
Ihren Kindern sollte aber bewusst sein, dass das Internet auch von Menschen genutzt wird, die keine guten Absichten haben. Pädokriminelle Täter nutzen meist gefälschte Profile, in denen sie sich jünger ausgeben, um das Vertrauen von Kindern und Jugendlichen zu erschleichen. Man spricht von Cybergrooming.
Ganz grundsätzlich sollte Ihr Kind ein gesundes Misstrauen gegenüber Online-Bekanntschaften haben. Das bedeutet:
Freundschaftsanfragen nur von Leuten annehmen, die persönlich bekannt sind, das eigene Profil auf «privat» einstellen.
Keine persönlichen Kontaktdaten oder Fotos versenden. Eine Online-Bekanntschaft niemals allein persönlich treffen. Wenn überhaupt ein Treffen stattfinden soll, dann nur in Begleitung einer erwachsenen Person und an einem öffentlichen Ort.
Wichtig ist, dass Ihr Kind weiss, dass es immer zu Ihnen kommen kann, wenn im Netz etwas Unangenehmes passiert oder wenn es belästigt wird.
Sexuelle Übergriffe
Soziale Netzwerke
In der Regel haben soziale Netzwerke wie Instagram, TikTok oder Snapchat in ihren Nutzungsbedingungen ein Mindestalter von 13 Jahren festgelegt (Stand Mai 2025). Man kann sich allerdings mit falschem Alter anmelden, eine Überprüfung findet nicht statt.
Wenn in der Schule immer mehr Kinder soziale Netzwerke nutzen, möchte Ihr Kind früher oder später vielleicht auch mitreden können. Denn soziale Netzwerke machen es Jugendlichen leicht, im virtuellen Raum das zu tun, was für sie auch im realen Leben von grosser Bedeutung ist: Kontakte knüpfen, Freunschaften schliessen, gemeinsame Interessen teilen, sich austauschen, dazugehören, Influencerinnen bewundern.
Soziale Netzwerke bergen aber auch Risiken. Es kommt vor, dass Heranwachsende von Fremden kontaktiert und belästigt werden. Negatives Feedback von anderen auf selbsterstellte Inhalte, ganz ausbleibende Reaktionen oder sogar Hasskommentare können den Selbstwert schwächen, ebenso Vergleiche mit unrealistischen Idealbildern. Soziale Vergleiche mit positiven Rollenvorbildern können hingegen auch motivierend wirken.
Es hilft, die Netzwerke selbst auszuprobieren und sich mit Privatsphäre- und Datenschutz-Einstellungen vertraut zu machen. Instagram, TikTok, Snapchat und andere beliebte Plattformen verfügen zudem über Funktionen für die elterliche Begleitung. Diese finden sich unter Bezeichnungen wie «Elternaufsicht» (Instagram, YouTube), «Family Center» (Snapchat, Discord) oder «Begleiteter Modus» (TikTok).
Soziale Netzwerke
Werbung und Influencing
Psychische Gesundheit
Weiterführende Links

Altersfreigaben bieten eine Orientierungshilfe bei der Einschätzung, ob Games, Filme, Fernsehsendungen oder Apps altersgerecht sind oder ihre Inhalte verstörend wirken könnten. Kinder und Jugendliche reagieren allerdings sehr unterschiedlich. Das heisst, auch als altersgerecht eingestufte Inhalte können aufwühlen oder emotionale Reaktionen auslösen.
Bei Videospielen geben die europaweit einheitlichen PEGI-Symbole Hinweise, für welche Altersgruppe ein Spiel geeignet ist (3, 7, 12, 16, 18). Zusätzlich veranschaulichen Piktogramme, ob in dem Spiel Gewalt, Sex, Drogen, Diskriminierung, vulgäre Ausdrücke, beängstigende Inhalte oder Glücksspielelemente vorkommen.
Für Kinofilme und audiovisuelle Bildtonträger formuliert die Schweizerische Kommission Jugendschutz im Film (JIF) Empfehlungen zum Zulassungsalter. Manchmal wird neben dem Zulassungsalter auch ein (höheres) empfohlenes Alter ergänzt. Importierte Filmträger aus Deutschland sind meist mit der Altersfreigabe der FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der deutschen Filmwirtschaft) versehen.
Verantwortungsvoll genutzt, bieten digitale Medien viele positive Möglichkeiten. YouTube ist voll von Tutorials, also Erklärvideos, die beim Lernen und Erledigen von Hausaufgaben als Unterstützung dienen können. Dabei ist es wichtig, vertrauenswürdige Quellen und gut aufbereitete Videos zu finden, welche die Lerninhalte korrekt vermitteln. Sogenannte «How-to»-Videos dienen dazu, Anleitungen Schritt für Schritt zu erläutern, sei es bei kreativen Aktivitäten wie Basteln, Malen oder Musikmachen, beim Schminken oder Frisieren, bei handwerklichen Dingen oder bei Computeranwendungen. Und viele Games machen nicht nur Spass, sondern enthalten auch wertvolle Lernaspekte.
Ein Hinweis zu YouTube Kids: Auch wenn hier kindgerechte Inhalte angeboten werden, ist die App nicht dafür gedacht, dass jüngere Kinder sie ganz allein nutzen. Denn nicht alle Videos sind überprüft, und auch problematische Inhalte können durch die Filter rutschen.
Digitale Medien lassen sich zudem auf ganz unterschiedliche Art kreativ nutzen. Foto- oder Klangstories, selbst produzierte Blogs, Vlogs und Filme oder vielleicht sogar ein Programmier-Workshop – es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie Jugendliche auf spielerische Weise zu Medienprofis werden.
Als gemeinsame Familienaktivität eignet sich beispielsweise das Geocaching, bei dem das Smartphone zur digitalen Schnitzeljagd eingesetzt wird. Die Routen bzw. die versteckten Caches und deren Koordinaten finden sich auf verschiedenen Plattformen.
Letzte Aktualisierung des Textes am 12.11.25