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Im Internet gibt es viel zu lesen und zu sehen, aber längst nicht alles stimmt oder ist real. Bilder können bearbeitet, Nachrichten erfunden oder ganze Videos mit künstlicher Intelligenz erstellt worden sein. Besonders in sozialen Netzwerken verbreiten sich Inhalte schnell – oft ohne, dass jemand prüft, ob sie wahr sind.
Kinder und Jugendliche können oft schwer einschätzen, ob etwas echt ist oder nicht. Deshalb ist es wichtig, mit ihnen darüber zu sprechen: Wie erkenne ich, ob etwas vertrauenswürdig ist? Und was kann ich tun, bevor ich etwas weiterleite oder glaube? Erwachsene können dabei helfen, den Unterschied zu sehen – und Kinder stark machen für einen sicheren Umgang mit Medien.
Nicht alles, was seriös und realistisch erscheint, ist es auch.
Falschmeldungen lösen oft starke Gefühle wie Wut, Empörung oder Trauer aus.
Verschwörungstheorien gefährden unsere demokratischen Werte und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Wer genau hinschaut und kritisch ist, kann Falsches und Manipuliertes erkennen.
Inhalt
Desinformation bedeutet: Es werden gezielt falsche oder irreführende Informationen verbreitet – oft mit dem Ziel, Menschen zu verunsichern, zu beeinflussen oder gegeneinander aufzuhetzen. Das kann in Form von Texten, Bildern, Videos oder Social-Media-Beiträgen passieren. Wichtig ist: Nicht jede falsche Information ist gleich Desinformation. Manchmal passieren Fehler, ohne dass eine Absicht dahinter steckt, dann spricht man von Fehlinformationen. Desinformation hingegen möchte täuschen. Besonders gefährlich wird sie, wenn sie sich schnell verbreitet – etwa über soziale Netzwerke, Chats oder Kettenbriefe. Dann können falsche Nachrichten Vorurteile verstärken, Angst machen und das Vertrauen in Medien, Politik oder die Wissenschaft untergraben.
Vor allem in sozialen Netzwerken können sich Inhalte grundsätzlich sehr schnell verbreiten, wenn sie von vielen geteilt werden. Ausserdem kann in der Regel einfach etwas gepostet werden, ohne dass die Plattform prüft, was es ist. Wenn es überhaupt Prüfmechanismen gibt, sind sie langsam.
Wer bewusst falsche Inhalte im Internet veröffentlicht, möchte genau das erreichen: Dass sie oft geteilt und weitergeschickt werden. Darum haben solche Nachrichten oft reisserische Überschriften oder sind mit schockierenden Bildern und Videos versehen.
Hinzu kommt: Plattformen zeigen uns vor allem das, was wir sehen wollen. Wer sich für bestimmte Themen interessiert, bekommt von den Algorithmen ähnliche Inhalte immer wieder angezeigt – auch dann, wenn sie falsch oder einseitig sind. Man spricht von sogenannten Filterblasen.
Ausserdem ist es online oft nicht sofort erkennbar, wer hinter einem Inhalt steckt – ob es eine echte Person ist oder ein Bot. Bots sind künstliche Social-Media-Profile; manche täuschen eine menschliche Identität vor. Sie können gezielt Inhalte verstärken, Trends setzen und Meinungen beeinflussen, indem sie Beiträge liken, massenhaft verbreiten oder automatisiert auf bestimmte Begriffe reagieren. So versuchen die dahinter stehenden Personen oder Organisationen, Stimmung zu machen oder andere zu beeinflussen.
Verschwörungstheorien geben vor, geheime Pläne aufzudecken: Eine kleine Gruppe von (regierenden oder elitären) Menschen soll im Hintergrund Macht ausüben und die Bevölkerung kontrollieren wollen – etwa durch Impfungen, Technik, Medien oder die Politik.
Viele dieser Theorien sind nicht neu. Sie tauchen immer wieder auf: zur Corona-Pandemie, zur Mondlandung, zu den Anschlägen vom 11. September 2001 oder zu Geheimbünden.
Immer geht es um Misstrauen gegenüber dem Rechtsstaat und seinen Institutionen. Und um den Versuch, komplexe Zusammenhänge auszublenden und stattdessen Erklärungen aufzustellen, die auf einem einfachen Gut-und-Böse-Denken beruhen. Das ist mit ein Grund, weshalb Verschwörungstheorien oft von rechtsextremistischen Kreisen verbreitet werden und entsprechend häufig rassistische, antisemitische oder andere menschenverachtende Aspekte beinhalten.
Nachrichtenkompetenz ist die Fähigkeit, Informationen einzuordnen, zu prüfen und mit ihnen verantwortungsvoll umzugehen. Die europäische Denkfabrik Interface (vormals Stiftung Neue Verantwortung) beschreibt sechs Fähigkeiten, die dafür wichtig sind – hier vereinfacht zusammengefasst:
Sich orientieren: Im Netz gibt es unendlich viele Infos. Wir müssen lernen, gezielt zu suchen, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und seriöse Inhalte zu erkennen.
Unterscheiden, was wir sehen: Handelt es sich um Nachrichten, Werbung, Meinung oder Unterhaltung? Wer das unterscheiden kann, fällt weniger auf Falschinformationen herein.
Prüfen, ob etwas stimmt: Gibt es eine Quelle? Ist das Bild bearbeitet? Hilfreich sind einfache Methoden wie eine Rückwärtssuche oder ein Faktencheck.
Verantwortungsvoll mitmachen: Auch Liken oder Weiterleiten ist Teil der Informationswelt. Nachrichtenkompetenz bedeutet auch: Ich überlege, was ich mit meinem Klick auslöse.
Verstehen, wie digitale Medien funktionieren: Was sind Algorithmen und Filterblasen? Wie funktioniert Google? Wie sortieren TikTok oder Instagram Inhalte? Und welche Ziele verfolgen die Anbieter? All das ist wichtiges Grundlagenwissen.
Demokratie stärken: Freie Medien und Meinungsfreiheit sind keine Selbstverständlichkeit. Wer Medien kritisch nutzt, schützt demokratische Grundwerte.
Es gibt verschiedene Hinweise, die helfen können, falsche Nachrichten oder manipulierte Bilder und Videos zu entlarven:
Übertreibung: Reisserische Überschriften, übertriebene Sprache, Panikmache: z. B. «Unglaublich!», «Was niemand wissen darf!»
Keine oder unklare Quellenangaben: Wenn nicht klar ist, woher die Information stammt, ist Vorsicht geboten.
Fragwürdige Fachpersonen und Studien: Falschmeldungen berufen sich oft auf angeblich unabhängige Stimmen oder Studien, die gar nicht wissenschaftlich fundiert sind. Häufig geht es dabei um Kritik am sogenannten «Mainstream» und die Behauptung, Politik oder Medien würden gezielt manipulieren.
Schein-Nachrichtenseiten: Sie sehen aus wie professionelle, journalistische Nachrichtenportale, haben aber keine redaktionellen Standards.
Einseitige Meinung ohne Einordnung: Eine gute Berichterstattung zeigt verschiedene Sichtweisen. Einseitige Beiträge mit klarer Schuldzuweisung sind oft manipulativ.
Aus dem Zusammenhang gerissene Inhalte: Zitate, Bilder oder Videos werden verkürzt oder in einen anderen Kontext gestellt.
Falsche Schlussfolgerungen: Häufig wird eine kausale Verbindung zwischen einer Ursache und einer Wirkung behauptet, die nicht zu beweisen ist oder sogar widerlegt wurde.
Unstimmigkeiten bei Bildern und Videos: z. B. unscharfe Bereiche, seltsame Lichtverhältnisse, fehlende Schatten oder eine unrealistische Perspektive. Durch KI und sogenannte Deepfakes wird es immer schwieriger, Fälschungen und Manipulationen zu erkennen.
In einem Bericht des Bundesrates (Beeinflussungsaktivitäten und Desinformation, Bericht in Erfüllung des Postulats 22.3006 SiK-N, 19.06.2024) heisst es unter anderem:
Die verfassungsmässige Garantie der politischen Rechte schützt die freie Willensbildung (vgl. Art. 34 Absatz 2 Bundesverfassung [BV; SR 101]). Die Verbreitung von Falschinformationen fällt grundsätzlich unter den Schutz der Meinungsfreiheit im Sinne von Art. 16 BV und Art. 10 EMRK (Europäische Menschenrechtskonvention) und, je nach Konstellation, der Medienfreiheit im Sinne von Art. 17 BV.
Die Meinungsäusserung darf nach den allgemeinen Regeln von Art. 36 BV (gesetzliche Grundlage, öffentliches Interesse oder Schutz von Grundrechten Dritter und Verhältnismässigkeit) eingeschränkt werden, etwa wo Persönlichkeitsrechte in Form übler Nachrede oder Verleumdung verletzt werden. Gesetzlich abgestützte Einschränkungen von Desinformation bestehen auch dort, wo der Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung tangiert ist. Gewisse Handlungen im Informationsraum können zudem als Angriff auf die verfassungsmässige Ordnung strafbar sein (Art. 275 StGB).
Spezielle Regeln gelten für besonders sensible Bereiche der Meinungsbildung wie Informationssendungen in Radio und Fernsehen, wo für redaktionelle Sendungen mit Informationsgehalt das sogenannte «Sachgerechtigkeitsgebot» (Art. 4 Abs. 2 Bundesgesetz über Radio und Fernsehen RTVG) besteht. Es ist verletzt, wenn Informationsinhalte so manipuliert werden, dass sich das Publikum kein persönliches Bild mehr machen kann. Dazu kann von jeder Person die Ombudsstelle von Radio und Fernsehen angerufen und nach deren Bericht Beschwerde an die unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) erhoben werden (Art. 91-98 RTVG).
Letzte Aktualisierung des Textes am 12.11.25