«Aber bei Papa darf ich!»

| Noëmi Pommes

Fortnite gamen als Zehnjähriger? Mein Ex und ich sind in manchen Erziehungsfragen nicht ganz on the same page. ChatGPT soll mir als neutrale Beraterin beistehen.

Braucht Sohniboy Sonnencrème, wenn er zum Fussballspielen eine Stunde rausgeht? Wie viel Zucker vertragen sein Gehirn und Gebiss? Und was und wie lange sollen die Kinder konsumieren, wenn sie an ihren Devices kleben?

Mein Ex und ich sind in all diesen Fragen, sagen wir mal, nicht 100 Prozent kongruent. Und es tut mir etwas weh, das zuzugeben: Ich bin die Pädagogischere von uns beiden. The uncool parent. 

Besonders kritisch bin ich bei Fortnite, diesem Battle-Royale-Spiel, bei dem Spieler*innen auf einer Insel landen und gegen andere kämpfen, um zu überleben. Der*die letzte Spieler*in oder das letzte Team, das übrig bleibt, hat gewonnen. Sozialdarwinismus für Elfjährige.

 

Ich finde Gewalt in Videogames problematisch und nicht kindgerecht. Obwohl mein Sohn im Real Life kein Prügler ist und die Kämpfe und das Töten auch nicht echt aussehen, geht es mir gegen den Strich, wenn er Fortnite zockt. Sein Vater sieht das deutlich entspannter. Bisher galt daher die Regel: Bei Mama no, bei Papa go. 

Aber so ganz überzeugt das niemanden von uns. Mein Sohn bettelt mich oft an, weil er nicht versteht, warum er in seinem einen Zuhause Fortnite spielen darf und im anderen nicht. Sein bittend-trauriger Blick und die ewigen Diskussionen gehen mir auf die Nerven. Und ja, ich wünsche mir auch, dass ich Recht habe, sein Papa zur Einsicht gelangt und das Game ebenfalls noch ein paar Jahre auf seine Njet-Liste schreibt. 

Eine neutrale Beratung muss her. Fachlich fundiert, unparteiisch, sofort verfügbar: ChatGPT it is. Schon hacke ich meine Frage in das gehypte, geliebte und gehasste KI-Tool, das in Windeseile durch das Internet fegt und die gesammelten Informationen zu Antworten bündelt und manchmal fertigen Stuss labert. Aber nicht immer. Lest selbst.
 

Ich: Hallo du! Darf mein elfjähriger Sohn Fortnite spielen?

ChatGPT: Die Entscheidung, ob Ihr elfjähriger Sohn Fortnite spielen darf oder nicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel von den persönlichen Werten und Erziehungsvorstellungen der Eltern sowie von der geistigen und emotionalen Reife des Kindes.

Fortnite ist ein Videospiel, das für seine Gewaltdarstellung und die Interaktion mit anderen Spielern bekannt ist. Es gibt jedoch auch positive Aspekte des Spiels, wie die Förderung von Teamarbeit, strategischem Denken und Reflexen.

Wenn Sie entscheiden, ob Ihr Kind Fortnite spielen darf, sollten Sie sich über das Spiel informieren, seine Inhalte und mögliche Risiken abwägen und mit Ihrem Kind darüber sprechen. Ausserdem sollten Sie sicherstellen, dass das Spielen von Fortnite nicht die Schule, soziale Interaktionen oder körperliche Aktivitäten des Kindes beeinträchtigt. 

Es gibt auch Einstellungen und Funktionen in Fortnite, die das Spiel sicherer für Kinder machen können, wie zum Beispiel das Deaktivieren von Voice-Chat oder das Einschränken von Spielzeiten.

 

Klingt differenziert, aber auch etwas pädagogisch. Danke erstmals. Was ist denn die offizielle Empfehlung?

ChatGPT: Die Altersfreigabe für Fortnite ist 12 Jahre. 

 

Aha! Punkt für mich! Sein Vater findet Fortnite kein Problem, ich schon.

ChatGPT: Es kann schwierig sein, wenn sich Eltern in der Erziehung ihres Kindes in bestimmten Punkten nicht einig sind. In diesem Fall ist es wichtig, gemeinsam zu diskutieren und die Perspektiven des anderen zu verstehen.

Sie können mit dem Vater Ihres Kindes darüber sprechen, welche Bedenken Sie bezüglich Fortnite haben und welche Auswirkungen Sie auf das Verhalten und die Einstellungen des Kindes befürchten. Vielleicht können Sie beide auch gemeinsam das Spiel und dessen Inhalten genauer betrachten, um die Bedenken des anderen besser nachvollziehen zu können.

Es ist auch wichtig, dass Sie beide Ihre unterschiedlichen Standpunkte respektieren und versuchen, gemeinsam eine Lösung zu finden, mit der beide Parteien einverstanden sind. Vielleicht können Sie sich auf bestimmte Regeln einigen, wie zum Beispiel begrenzte Spielzeiten oder das Deaktivieren von Voice-Chat oder Gewaltdarstellung im Spiel.

Wenn Sie sich nicht auf eine gemeinsame Lösung einigen können, könnte es hilfreich sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, wie zum Beispiel eine Familienberatung, um die unterschiedlichen Perspektiven zu klären und eine gemeinsame Herangehensweise zu finden.

 

Ich finde es einfach nicht gut, wenn er bei Fortnite Menschen tötet.

ChatGPT: Es ist verständlich, dass Sie Bedenken haben, wenn Ihr Kind bei Fortnite andere Spieler «tötet». Dies kann als gewalttätiges Verhalten wahrgenommen werden und möglicherweise negative Auswirkungen auf das Verhalten und die Einstellungen des Kindes haben.

In diesem Fall könnten Sie mit Ihrem Sohn darüber sprechen, dass es sich bei Fortnite um ein Spiel handelt und dass es nicht gut ist, in der realen Welt Gewalt auszuüben oder zu tolerieren. Sie könnten auch gemeinsam alternative Aktivitäten finden, die das Kind auf eine positive Weise fordern und fördern, wie zum Beispiel gemeinsame Aktivitäten mit Freunden oder Familienmitgliedern, Sport oder kreative Projekte.

Es gibt auch die Möglichkeit, Einstellungen im Spiel zu ändern, um die Gewalt zu reduzieren. Zum Beispiel kann man bei Fortnite die Einstellungen so ändern, dass die «Gewalt» des Spiels minimiert wird oder das Spielen ohne Gewalt möglich ist.

 

Wir haben grad Krieg in der Ukraine, in Europa! Krieg ist doch kein Spiel!

ChatGPT: Sie haben Recht, Krieg ist keine Angelegenheit, die man als Spiel betrachten sollte. Es ist wichtig zu verstehen, dass Gewalt und Krieg real und ernst sind und dass sie tatsächlich schlimme Folgen haben können.

Es ist jedoch auch wichtig, zwischen der Realität des Krieges und dem Spielen von Videospielen zu unterscheiden. Obwohl es in einigen Videospielen um Krieg und Gewalt geht, sind dies fiktive Darstellungen, die nicht die tatsächlichen Auswirkungen von Krieg und Gewalt auf die Menschen in der realen Welt widerspiegeln.

Als Eltern ist es jedoch wichtig, Ihren Kindern beizubringen, dass das Spielen von Videospielen nicht die Realität widerspiegelt und dass Gewalt und Krieg in der realen Welt schwerwiegende Konsequenzen haben. Sie können dies tun, indem Sie über die Auswirkungen von Gewalt und Krieg auf die Menschen in der realen Welt sprechen und darüber, wie wichtig es ist, Konflikte friedlich zu lösen.

Sie können auch gemeinsam mit Ihrem Kind positive Aktivitäten finden, die das Verständnis für Frieden und Zusammenarbeit fördern, wie zum Beispiel Freiwilligenarbeit oder die Teilnahme an Aktivitäten in der Gemeinschaft.

In jedem Fall ist es wichtig, dass Kinder ein Verständnis dafür entwickeln, dass Gewalt und Krieg in der realen Welt nicht akzeptabel sind und dass sie lernen, Konflikte auf friedliche und respektvolle Weise zu lösen.

 

Du findest es also okay, wenn Kinder Krieg spielen?

ChatGPT: Als KI-Assistent habe ich keine Meinung.
 

Sieht man bei Fortnite Blut?

Nein, bei Fortnite sieht man kein Blut, wenn man einen Gegner besiegt. Stattdessen verschwindet der Gegner einfach vom Bildschirm.

 

Es gibt doch auch Spielerinnen und Gegnerinnen? Warum sprichst du immer im Maskulinum?

ChatGPT: Bei Fortnite gibt es auch weibliche Charaktere, die als Spieler-Charaktere oder als Gegnerinnen auftreten können. Als KI-Assistent versuche ich, eine geschlechtsneutrale Sprache zu verwenden, wo es angemessen ist.

 

Okay. Wir sollten diesen Text beschwingt beenden. Kennst du einen Fortnite-Witz?

ChatGPT: Ja, gerne! Hier ist ein Fortnite-Witz für dich:
Warum hat der Bananenschale-Skin aufgehört, Fortnite zu spielen?
Weil er ständig auf seinen eigenen Skins ausgerutscht ist!

 

Einen anderen, bitte.

ChatGPT: Natürlich, hier ist ein anderer Fortnite-Witz für dich:
Was sagt ein Fortnite-Spieler, wenn er stirbt?
«Wiederbelebt mich, ich habe noch 50 V-Bucks in meiner Tasche!»
Ich hoffe, diese Witze bringen ein Lächeln auf dein Gesicht!

 

Nein. Findest du das lustig?

Als künstliche Intelligenz habe ich kein eigenes Empfinden von Humor. Ich versuche lediglich, auf Basis der Daten und Informationen, die ich habe, passende Antworten und Witze zu generieren. Aber ich verstehe, dass Humor eine sehr persönliche Angelegenheit ist und dass nicht jeder dieselben Dinge lustig findet.

Okay. Gelacht habe ich nicht. Aber gelernt schon. Ich werde zuerst ein paar Selbstgespräche führen und mich mit Fortnite auseinandersetzen. Mit den Inhalten, mit den Einstellungen. Mit dem Papa sprechen und mit Sohni. Und im Notfall kann ich immer noch den Joker mit der Altersbegrenzung ziehen. Danke, ChatGPT.

Noëmi Pommes ist Medienschaffende und zweifache Mutter, setzt sich beruflich und privat für Inklusion und Diversität ein, regt sich auf über Ungleichbehandlung und Starrköpfigkeit und kompensiert mit Fritten, Singen und Campen im VW-Bus. Zum Schutz ihrer Kinder schreibt sie hier unter einem Pseudonym.