Ein Jugendlicher der auf dem Sofa liegt und auf dem Tablet Instagram geöffnet hat.

Social Media: Teil der Community sein

Whatsapp, Facebook, Instagram, Snapchat, Tumblr, Pinterest, YouNow – die Welt der Social-Media-Dienste wächst immer weiter und Jugendliche lieben es, Teil der Online-Communities zu sein. Sie chatten, liken, sharen und posten. Als Eltern können Sie diese Begeisterung vielleicht manchmal nicht ganz nachvollziehen. Worin besteht also der Reiz? Wann sind Bedenken gerechtfertigt und wie kann man sich vor Risiken schützen?

98%
der Jugendlichen in der Schweiz haben bei mindestens einem sozialen Netzwerk ein Profil. (JAMES 2020)
65%
der Jugendlichen nutzen Instagram mehrmals täglich. (JAMES 2020)
66%
der Jugendlichen schützen ihre Privatsphäre in sozialen Medien. (JAMES 2020)
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Gut zu wissen

Soziale Medien machen es Jugendlichen leicht, im virtuellen Raum das zu tun, was für sie auch im realen Leben von grosser Bedeutung ist: Kontakte knüpfen, Freunde finden, gemeinsame Interessen teilen, sich austauschen und einer Gruppe zugehörig fühlen. Die Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme ist im Netz geringer als im richtigen Leben; so sind schnelle «Erfolgserlebnisse» möglich, der digitale Freundeskreis wächst. Und nicht zuletzt können sich Jugendliche in den Online-Communities meist von Erwachsenen ungestört und unbeobachtet bewegen.

Instagram und Snapchat – beides Apps, um Fotos zu teilen und anzuschauen – sind die Favoriten bei den 12- bis 19-Jährigen in der Schweiz. Vier von fünf Jugendlichen haben hier gemäss JAMES-Studie 2020 eine Mitgliedschaft. Facebook hingegen – bis vor kurzem noch Spitzenreiter – verliert an Beliebtheit, vor allem bei Jüngeren. Wohl nicht zuletzt deshalb wurde im Frühjahr 2018 das «Youth Portal» lanciert. Es soll junge Nutzerinnen und Nutzer im Umgang mit Daten sensibilisieren und behandelt Themen wie → Cybermobbing.

Am häufigsten nutzen Jugendliche soziale Netzwerke, um Fotos anzuschauen und Beiträge Anderer zu liken. Ebenfalls gerne werden Profile von Freunden besucht, Chatfunktionen genutzt, Nachrichten versendet und eigene Fotos gepostet. Auch als Informationsquelle spielen soziale Medien für Jugendliche eine Rolle. Vergleichsweise weniger wichtig sind andere Nutzungsmöglichkeiten: Games spielen, Kontakte untereinander vernetzen und Freundeslisten führen oder Events organisieren.

Wirklich wahr? Vorurteile und was davon zu halten ist

Social Media sind zwar aus dem Alltag der 12- bis 19-Jährigen nicht mehr wegzudenken, genauso wichtig ist es ihnen aber, Zeit mit Freunden zu verbringen – nicht virtuell, sondern ganz real. 70 Prozent der Jugendlichen treffen sich täglich oder zumindest mehrmals in der Woche mit Freunden. Als gemeinsame Freizeitaktivitäten werden vor allem Sport, Gespräche, Gamen, Shoppen oder draussen sein genannt. (JAMES-Studie 2018)

Jugendliche bewegen sich selbstverständlich in der digitalen Welt. Die meisten wissen sehr gut, wie man etwa Social-Media-Plattformen nutzt. Medienkompetenz bedeutet aber mehr: Es braucht zusätzlich die Fähigkeit zur kritischen Analyse vermittelter Inhalte, das Wissen über soziale Konsequenzen sowie eine ethische Kompetenz – also abschätzen zu können, was sozial verantwortbar ist. In diesen Bereichen sind Erwachsene den Kindern und Jugendlichen voraus. Denn sie besitzen Lebenserfahrung und können Konsequenzen besser abschätzen.

Drei von vier Jugendlichen, die bei mindestens einem sozialen Netzwerk angemeldet sind, nutzen die Einstellungen zum Schutz ihrer Privatsphäre. Bei der Aktualisierung dieser Einstellungen sind sie etwas nachlässiger: Rund jeder und jede zweite macht dies regelmässig. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Jugendlichen mit zunehmendem Alter mehr von sich preisgeben. Gleichzeitig werden aber auch immer häufiger Pseudonyme und Dienste genutzt, bei denen leichter kontrolliert werden kann, wer welche Informationen sieht. Zurückhaltend sind Teenager allgemein mit der Veröffentlichung von E-Mail-Adressen, Beziehungsstatus, Schule, Wohnort und insbesondere Telefonnummern. Während Jungen tendenziell etwas mehr Informationen über sich preisgeben, veröffentlichen Mädchen öfters Fotos und Videos von sich, Freunden und ihrer Familie. 

Wichtig

Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, wie es sich in seinem Profil präsentieren will.

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Chancen & Risiken

Chancen: Welche positiven Aspekte bringen Social Media?

  • Soziale Fähigkeiten lernen: Social Media bieten eine Plattform, um Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, Gedanken zu teilen und sich auszutauschen. Für Kinder und Jugendliche ist das besonders wichtig, weil sie sich dadurch zugehörig fühlen. Zudem geschieht im Jugendalter die Ablösung von den Eltern und Online-Communities können bei diesem Prozess helfen. Sie sind ein Freiraum, in denen Teenager unter sich sein können.
  • Eigene Identität entwickeln: Durch die Rückmeldungen ihrer virtuellen Freunde können Kinder und Jugendliche testen, was bei anderen gut ankommt und was nicht. Dies trägt wesentlich zur Herausbildung und Formung der eigenen Identität bei. Soziale Medien werden deshalb als wichtige «Sozialisationsinstanz» bezeichnet – neben Familie, Schule und Gleichaltrigengruppe.
  • Mit Freunden sein – immer und überall: Soziale Netzwerke machen es möglich, seinen Freunden nahe zu sein, auch wenn man gerade allein ist. Man kommuniziert ohne Verzögerung, in Echtzeit.
  • Gleichgesinnte finden: Egal, wofür sich Kinder und Jugendlichen interessieren – in Online-Communities können sie sich mit Menschen von überall auf der Welt vernetzen, die ihre Vorlieben teilen.
  • Sich informieren: Social Media-Plattformen ermöglichen es, Informationen und Gedanken zu teilen sowie Neuigkeiten oder Veranstaltungstipps zu erfahren.

Risiken: Worauf sollte ich als Elternteil achten?

  • Altersgrenze kann leicht umgangen werden: Das Mindestalter liegt bei den meisten Sozialen Netzwerken bei 13 Jahren. WhatsApp hat im Zuge neuer europäischer Datenschutzbestimmungen 2018 die Altersgrenze auf 16 angehoben. Als User wird man jedoch lediglich zur Altersbestätigung aufgefordert. Eine Kontrolle des tatsächlichen Alters findet – auch bei anderen Diensten – nicht statt.
  • Nicht von Hausaufgaben ablenken: Wenn Jugendliche am Computer für die Schule arbeiten und gleichzeitig in sozialen Netzwerken eingeloggt sind, kann das ihre Aufmerksamkeit stören. Das hängt auch mit dem folgenden Punkt zusammen.
  • Angst, etwas zu verpassen: FOMO, die Abkürzung für den englischen Ausdruck «Fear of missing out», steht für die Besorgnis, etwas (vermeintlich) Wichtiges nicht mitzubekommen, also nicht auf dem Laufenden zu sein. Der Ausdruck wird oft im Zusammenhang mit der Nutzung von Social-Media-Diensten verwendet. Dahinter steckt aber eine menschliche Urangst, von der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden. Anzeichen für ein problematisches Erleben oder Verhalten sind:
    • Niedergeschlagenheit und Frustration, wenn andere etwas erleben und Spass haben
    • Nervosität, wenn man nicht weiss, was andere gerade machen, bzw. Angst, dass sie was Besseres erleben als man selbst
    • Verlangen, immer online zu sein, um Informationen abzurufen oder sich selbst mitzuteilen
    • Konzentrationsschwierigkeiten
    Die Grenzen zu einem krankhaften Suchtverhalten sind fliessend (→ Onlinesucht).
  • Sozialer Druck: Die Kommunikation in sozialen Netzwerken hat ihre eigenen Spielregeln. Einem Follower umgekehrt nicht auch zu folgen kann unfreundlich wirken. Zudem ist meist sichtbar, ob man online ist oder nicht. Das kann dazu führen, dass man sich zum Antworten verpflichtet fühlt, oder dass man nicht damit umgehen kann, wenn die Angeschriebenen sich nicht zurückmelden. Zusätzlich verstärkt wird der Druck, immer online sein zu müssen, von Diensten wie Snapchat. Da angezeigt wird, wie viele Tage lang man mit jemandem ohne Unterbruch im Austausch war, verleitet dies manche Jugendliche zu einer Art Wettbewerb (Generation Smartphone 2018).
  • Einmal im Netz, immer im Netz: Fotos, Videos und Kommentare in Echtzeit – das ist unterhaltsam und schnell, birgt aber auch Tücken. Oft haben wir schlicht keine Kontrolle darüber, was mit veröffentlichten Inhalten geschieht. Andere Nutzer können unsere Bilder ansehen, kopieren, herunterladen oder gar bearbeiten. Selbst bei Diensten, die damit werben, dass versendete Inhalte nach kurzer Zeit automatisch gelöscht werden, ist Vorsicht geboten.
    → Sicherheit & Datenschutz
  • Blossgestellt, beleidigt oder belästigt werden: Alle wichtigen Informationen finden Sie in unserer Rubrik → Cybermobbing
  • Unerwünschte Kontakte und Inhalte: Soziale Netzwerke bieten auch pädokriminellen Täterschaften eine Plattform, um Kontakt mit potenziellen Opfern aufzunehmen. Zudem können Kinder und Jugendliche mit Inhalten in Berührung kommen, die nicht altersgerecht sind. → Sexualität & Pornografie
    Hinzu kommt, dass selbstverletzendes Verhalten von Jugendlichen wie Ritzen  durch die Möglichkeit der Präsentation und Verbreitung über die digitalen Medien eine neue Dimension erhält. Die Verletzungen werden thematisiert und – z. T. anonym oder unter einem Pseudonym – visuell dargestellt und veröffentlicht, als Zeichnungen, Collagen, Fotos oder Videos. In Social-Media-Kanälen finden solche Posts oft zahlreiche Follower, seien es selbst Betroffene oder Schaulustige. Sich selbst verletzende Jugendliche erhalten so Aufmerksamkeit und fühlen sich in dem Moment in ihrem Selbstwert gestärkt, was auch ihr Verhalten verstärkt.
  • Negativspirale durch Algorithmen: Soziale Netzwerke arbeiten mit ausgeklügelten Algorithmen, um den User*innen möglichst viele Inhalte anzubieten, die auf ihre Vorlieben zugeschnitten sind. Bei einigen Inhalten kann dies besonders gefährlich werden. TikTok beispielsweise kennt ganze Unterkategorien unter den Hashtags «SadTok» oder «PainTok», ein Zusammenzug der englischen Wörter ‚sad‘ = traurig und ‚pain‘ = Schmerz sowie TikTok. Darin werden depressive und selbstverletzende Inhalte bis hin zu Suizidgedanken gezeigt und thematisiert. Wer solche Videos likt, kommentiert oder weiterleitet, erhält durch den Algorithmus immer mehr solche Inhalte, zum Teil auch mit zunehmender Intensität. Dadurch besteht die Gefahr, dass man in einer Negativspirale hängenbleibt und sich immer stärker mit den belastenden Gedanken befasst.
    Auch bei Verschwörungstheorien (→ Fake News & Manipulation) und extremistischen Inhalten (→ Extremismus & Radikalisierung) steigt das Risiko, dass Jugendliche, die sich dafür interessieren, immer mehr mit dem Thema in Kontakt geraten und keine anderen Perspektiven mehr sehen.
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Tipps für Eltern

Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, welche Social-Media-Dienste es nutzt. Lassen Sie sich über die Funktionen informieren und testen Sie die Netzwerke selber aus.

Klären Sie Ihr Kind über die Gefahren auf und äussern Sie Ihre Sorgen. Machen Sie deutlich, dass ein gesundes Misstrauen bzw. ein kritisches Verhalten wichtig für einen sicheren Umgang mit sozialen Netzwerken ist. Freunde sollten nur dann hinzugefügt werden, wenn man sie persönlich kennt. Zudem bieten gerade soziale Medien eine Plattform für → Fake News.

Besprechen Sie gemeinsam, was man sich überlegen sollte, bevor Fotos, Videos und andere Dinge veröffentlicht werden: Welche privaten Informationen möchte ich preisgeben? Welches Bild möchte ich von mir vermitteln? Welche Fotos sind unbedenklich? Wen kann ich als Freund akzeptieren?

Zeigen Sie auf, welche Konsequenzen ein zu offener Umgang mit privaten Informationen haben kann. Vor einer Veröffentlichung sollte immer überlegt werden, für wen das Gepostete – auch in Zukunft – sichtbar sein kann. 
  → Sicherheit & Datenschutz

Über die Privatsphäre-Einstellungen lässt sich definieren, wer welche Informationen des Profils einsehen kann. Die Einstellungen sollten regelmässig überprüft und aktualisiert werden.

Zudem gilt es, die Privatsphäre anderer zu respektieren, d.h. keine Fotos oder Videos ohne deren Zustimmung hochzuladen. Auch umgekehrt hat man selbstverständlich das Recht, die Löschung eines Bildes zu verlangen, das von jemand anderem ungewollt gepostet wurde. Und das eigene Social Media-Profil lässt sich so einstellen, dass Bilder, auf denen man markiert wurde, erst nach eigener Freigabe veröffentlicht werden.
→ Sicherheit & Datenschutz

Lesen Sie die Nutzungsbedingungen eines sozialen Netzwerkes, bevor Ihr Kind sich darauf anmeldet. Halten Sie die Altersbeschränkungen ein und achten Sie darauf, sichere Passwörter zu benutzen.

Fotos sollten nicht mit dem vollen Namen getaggt werden. Und durch die Deaktivierung des Ortungsdienstes beim Smartphone stellen Sie sicher, dass nicht sichtbar ist, wo die Fotos oder Videos aufgenommen wurden.
→ Sicherheit & Datenschutz

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Weitere nützliche Infos

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