Über uns | Schwerpunkte
Unser digitaler Fussabdruck beginnt heute ab der Geburt. Gedanken darüber, wie dieser aussehen soll, sollten sich zunächst die Eltern, später die Kinder und Jugendlichen selbst machen. Überlegungen zum Thema Datenschutz drehen sich aber nicht nur darum, was mit unseren Daten geschieht und welche Spuren wir, ob wir wollen oder nicht, im Internet hinterlassen. Es geht nicht zuletzt um rechtliche Fragen in Bezug auf den Persönlichkeitsschutz bzw. die Wahrung der Privatsphäre von anderen Personen. Im Rahmen ihres Schwerpunktes 2020-2021 «Schutz der Daten und der Privatsphäre von Kindern und Jugendlichen im Internet» setzt die Plattform Jugend und Medien verschiedene Massnahmen um, die mit Unterstützung einer Expertengruppe definiert wurden.
Die Plattform Jugend und Medien hat eine Expert*innengruppe geschaffen, um den Schwerpunkt 2020–2021 «Schutz der Daten und der Privatsphäre von Kindern und Jugendlichen» zu begleiten.
Aus den ersten Sitzungen sind die wichtigsten Bedürfnisse hervorgegangen, auf die der Fokus gerichtet werden soll: Kinder, Jugendliche und ihre Bezugspersonen brauchen in Bezug auf persönliche und sensible Daten mehr Informationen in leicht zugänglichen Formaten. Sie müssen ihren Handlungsspielraum kennen und wissen, was genau sie tun können, um ihre Daten (und jene der andern) bestmöglich zu schützen und welches die Vorteile von Datenschutz und Wahrung der Privatsphäre sind.
Die Plattform Jugend und Medien hat erkannt, wie wichtig es ist, auf mehreren Ebenen anzusetzen und verschiedene Zielgruppen anzusprechen. Im Fokus stehen auf der einen Seite die Kinder und Jugendlichen selbst, die im Internet und in den sozialen Medien aktiv sind. Auf der anderen Seite geht es um die Eltern, die für ihre Kinder Bezugspunkt und Orientierungshilfe sind, aber selbst zu Daten-«Multiplikator*innen» werden können; beispielsweise, wenn sie Bilder ihrer Kinder veröffentlichen, die ihnen harmlos erscheinen, aber dem Interesse des Kindes zuwiderlaufen und seine Privatsphäre verletzten können.
In zwei Ausschreibungsrunden wurden Projekte gesucht, die sich mit unterschiedlichen Ansätzen und Methoden mit dem Thema auseinandersetzen. Während in der ersten Runde Projekte im Zentrum standen, die sich an Kinder und Jugendliche richten, zielte die zweite auf Eltern, Grosseltern und andere Bezugspersonen als Zielgruppe ab.
Im Juni 2020 hat die Plattform Jugend und Medien eine Projektausschreibung veröffentlicht, um Sensibilisierungs- und Präventionsprojekte im Bereich Schutz der Daten und der Privatsphäre von Kindern und Jugendlichen im Internet finanziell zu unterstützen.
Gemeinsam mit der beratenden Expertengruppe wurden aus den dreizehn eingereichten Projekten vier ausgewählt. Die ausgewählten Projekte stützen auf unterschiedliche und komplementäre Methoden, Zielgruppen und Ziele ab: Damit kann die Plattform Jugend und Medien bestmöglich auf die ermittelten Bedürfnisse der Zielgruppe Kinder und Jugendliche eingehen.
Kinder und Jugendliche nutzen oft schon in jungen Jahren Internet und digitale Geräte. Pro Juventute hat acht kurze und einfache Erklärvideos erstellt, um Kindern und Jugendlichen ab 10 Jahren die Thematik Schutz der Daten und der Privatsphäre näher zu bringen. Was sind Cookies im Internet? Wieso werden meine Daten gesammelt? Darf ich Bilder von Anderen teilen?
Pro Juventute möchte aber auch Erwachsene im Dschungel der digitalen Medien begleiten: die Videos und Tipps können Eltern oder Fachpersonen als Grundlage dienen, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen und die komplexen Themen Daten- und Persönlichkeitsschutz auf einfache Weise zu vermitteln.
Webseite des Projekts
Das Projekt möchte ein Instrument für Gruppen von Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren bieten, um sich spielerisch, mit Freude und Neugierde mit der Welt des Datenschutzes und der Privatsphäre auseinanderzusetzen. Das Spiel zielt darauf ab, kritisches Denken anzuregen, indem sowohl die Rolle der Konzerne, als auch die Rolle der Verbraucher*innen reflektiert werden.
Webseite des Projekts
Das Spiel KryptoKids von Jugendarbeit.digital bietet eine fesselnde Detektivgeschichte, in der die Kinder (8 bis 12 Jahren) mit Risiken wie Viren, Phishing-E-Mail und gestohlenen Daten konfrontiert werden. Auf diese Weise können Themen wie den Wert von Daten, die Bedeutung von guten Passwörtern und die zentrale Rolle des Datenschutzes und der Datensicherheit diskutiert werden. Das Spiel kann in Schulklassen oder mit Kindergruppen kostenfrei und selbstständig durchgeführt werden oder mit Hilfe des Spielmaterials von Jugendarbeit.digital und einer medienpädagogischen Fachkraft.
Das Projekt bietet Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 15 Jahren ein direktes, immersives, sicheres und kontrolliertes Erlebnis mit Profiling-Algorithmen. Die Grundlage dazu bildet eine gamifizierte App und die Entwicklung von Lehrmaterialien. Die Teilnehmenden sollen eigene Erfahrungen sammeln können, um über Privacy und den Wert persönlicher Daten in der digitalen Welt zu reflektieren.
Webseite des Projekts
Auch die Eltern (sowie Grosseltern und weitere Familienmitglieder) spielen für den digitalen Fussabdruck ihrer Kinder eine wichtige Rolle. Ende 2020 lud Jugend und Medien die Schweizer Fachhochschulen ein, sich für ein Projekt zu bewerben, das sich an die Eltern und Bezugspersonen von Kindern und Jugendlichen richtet. Mit der Unterstützung der Begleitgruppe wurde das Projekt der Fachhochschule Graubünden ausgewählt.
Wir lieben unsere Kinder, freuen uns über ihre Entwicklung und möchten die kostbaren Momente, die wir mit ihnen verbringen, auch mit anderen teilen. Social-Media-Kanäle sind dafür genau richtig: Fotos und Videos können einfach gepostet und so von vielen gesehen werden. Aber überlegen wir uns dabei immer, ob wir unseren Kindern mit den Posts wirklich einen Gefallen tun? Der Aktionsmonat „Insta4Emma“ möchte auf humorvolle Art genau dafür sensibilisieren: Den Schutz der Persönlichkeitsrechte und der Daten unserer Kinder stets im Auge zu behalten.
Genau wie der siebenjährigen Emma geht es auch uns Erwachsenen oft: Wir sind in den sozialen Medien aktiv, ohne uns viele Gedanken zu machen. Auf ihrem Instagram-Profil veröffentlicht Emma lustige und unterhaltsame Fotos und Videos von ihren Eltern, die mitten in den Hochzeitsvorbereitungen stecken, und von Verwandten und Bekannten, die sie begleiten.
Dabei denkt sie nicht darüber nach, ob die gezeigten Situationen auch wirklich für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Oder dass die Momentaufnahme für die abgebildeten Erwachsenen vielleicht peinlich sein könnte. So erhalten wir als Instagram-User*innen Einblick in die Intimität des Schlafzimmers von Emmas Eltern oder schauen ihrem Vater zu, wie er sich im unvorteilhaften 80er-Jahre-Sportdress beim Online-Workout verausgabt, damit er wieder in seinen Anzug passt. Wir nehmen teil an Krisen und Streitereien, an Missgeschicken und verkaterten Morgen.
Auch als Eltern und Bezugspersonen kann uns das passieren: Wir posten Fotos unserer Kinder, die wir süss finden oder die uns zum Lachen bringen. Aber längst nicht immer beziehen wir sie mit ein und fragen sie (wenn sie alt genug sind), ob sie mit der Veröffentlichung einverstanden sind. Oder wir überlegen uns nicht (wenn sie noch klein sind), was sie wohl später davon halten werden, wenn sie sehen, was für Fotos wir von ihnen veröffentlicht haben.
Der Schutz der Persönlichkeit und der Privatsphäre ist ein Recht, das Kindern ab Geburt zusteht.. Als Eltern und erwachsene Bezugspersonen haben wir die Verantwortung, wenn es um diesen Schutz geht: Solange Kinder noch ganz klein sind, bestimmen wir, ob und welche Fotos, Videos oder persönlichen Daten übers Handy verschickt oder im Internet veröffentlicht werden. Sobald sie etwas älter sind und selber entscheiden können, haben wir die Verantwortung, indem wir sie einbeziehen und es ihnen überlassen, ob wir Fotos von ihnen teilen oder posten dürfen. Und wenn sie alt genug sind, soziale Medien und Messenger Apps selber zu nutzen, begleiten wir sie, indem wir sie zum Nachdenken anregen, wie sie sich auf diesen Plattformen präsentieren möchten.
Letzte Aktualisierung des Textes am 10.11.25